Montag, 3. Dezember 2012

Day 16 Kathmandu

Nach 14 Tagen Trekking im höchsten Gebirge der Welt wirkt Kathmandu schockierend. Gestern habe ich mich noch im Schutz des Touristenviertels Thamel bewegt, heute jedoch gilt es die größten Sehenswürdigkeiten in Augenschein zu nehmen und die Atmosphäre der Stadt aufzunehmen.

Dazu habe ich mir einheimische Hilfe geholt. Ist man erstmals hier allein unterwegs, findet man sich erst mal nur schwer zurecht. Außerdem zocken einen die Taxifahrer ab, da hilft ein bisschen Nepali schon sehr.

Zunächst gehen wir zu Fuß zum Tempelkomplex Swayambunath, besser bekannt als „Monkey Temple“. Vom Thamel aus läuft man ca. eine halbe Stunde. Dabei bekomme ich schon viel vom echten oder normalen Kathmandu zu sehen. Eine völlig andere Art zu Leben, ich kann mir das zwar anschauen, so richtig nachvollziehen kann ich es aber nicht.






Am Tempelberg angekommen gilt es einige hundert recht steile Stufen zu bewältigen, aber hier in normalen Höhen, alles easy. Beim Aufstieg wird schnell klar, warum  der Ort Monkey Temple heißt. Dabei sind die Affen eigentlich recht friedlich, von Gibraltar z.B. kenne ich da aber rabiatere Äffchen wenn es um Kekse geht...




Wie oft in Nepal teilen sich Hindus und Buddhisten die heilige Stätte. Eine große Stupa und verschiedene kleine Tempel, dazu viele Souvenirstände und -geschäfte machen die Anlage aus. In Verrücktheit der Rituale stehen die beiden den mir vertrauten Religionen in nichts nach...









Den Blick auf die Stadt, den man von diesem Berg eigentlich haben sollte, kann man kaum genießen, da es um diese Jahreszeit praktisch immer recht diesig ist, so dass man kaum weit blicken kann.


Nachdem wir die Tempelanlage verlassen haben, könnten wir mit dem Taxi zum nächsten Ziel fahren. Für ein Zwanzigstel des Preises stürzen wir uns allerdings ins Abenteuer „Microbus“. Ein kleiner 8-sitziger Toyotabus mit einem „Animateur“, der an den „Haltestellen“ die Leute in den Bus labert wird mit bis zu 30 Menschen beladen. Dabei hupt er sich durch den krassen Verkehr, der nach zwei autofreien Wochen umso chaotischer auf mich wirkt. Achja, natürlich läuft nepalesische Dancefloor Mucke mit doppelter Verkehrslautstärke aus stark übersteuernden Lautsprechern. Wenn man sich in Kathmandu „authenthisch“ bewegen will, ist das mal ein guter Anfang.




Wir fahren auch recht lange, denn unser nächstes Ziel Bodnath ist ein ganzes Stück weg. Ich bin wirklich fasziniert wieviele Personen in den Bus gequetscht werden, und wie gut die Logistik doch funktioniert. Bin aber auch froh, als es endlich vorbei ist, und ich meine Beine wieder ausstrecken kann. Von der Straße in den Rundweg um die riesige Stupa von Bodnath tritt man dann in eine erholsame Ruhe ein. Ein krasser Gegensatz.





Ich nehme mir einige Zeit ein bisschen auf dem Teil herumzulaufen, in einem der „Dachcafes“ zu sitzen und auf die Stupa und die Leute zu schauen, und um den Rundweg abzulaufen und die Souvenierstände zu begutachten.











Dann geht es mit dem Taxi weiter zum Pashupatinath, einer heiligen Stätte der Hindus, wo diese ihre Toten verbrennen. Die Taxifahrt alleine ist schon spektakulär, und immer wieder gibt es neue Seiten von Kathmandu zu sehen. Dabei wuselt es immer von Händlern und Geschäften, die ähnlich wie die Suks von Fes und Marrakesh in Marokko angeordnet sind. Oft auch thematisch sortiert, also z.B. alle Möbelhändler und Metzger überwiegend in einer Straße usw.






Die Hindus wirken auf mich noch etwas freakiger als die Buddhisten und Christen die ich kenne. Das sieht man im Pashupatinath wenn diese dort opfern oder einfach diesen Ort besuchen und sich dort fotografieren lassen. Wie in ganz Kathmandu treffen hier „normal“ lebende Menschen und offenbar sehr arme Menschen direkt aufeinander. Krass sieht man das bei der Verbrennungsstätte. Zum einen werden die unterschiedlichen Schichten an unterschiedlichen Orten verbrannt, zum Anderen sieht man wie die Menschen die Reste der verbrannten und damit gen Himmel geschickten Toten verwerten, und die Sachen aus dem Fluss fischen, die sie noch gebrauchen können.











Es wirkt ein bisschen komisch, als Tourist bei einer Beerdigung dabei zu sein, trotzdem filme ich alles mit. Zum Glück rieche ich so wenig, so dass ich den Geruch von verbranntem Menschenfleisch nur ahnen kann.

Nachdem wir an einigen Souvenirständen vorbei wieder auf der Hauptstraße angelangt sind geht es mit dem Taxi in Richtung Basantapur und Durbar Square. Hier gibt es mit die ältesten Gebäude Kathmandus und z.T. ganz Nepals zu sehen. Teils mit tollen Holzarbeiten. U.a. auch die zum Köngispalast gehörigen Gebäude und das Haus der Kumari.











Zunächst steigen wir aber noch die 213 Stufen auf den Dhalahara Tower hinauf. Von hier hat man eine super Aussicht über die Stadt, soweit die immer noch etwas diesigen Verhältnisse es zulassen. Herrlich, ich genieße die Aussicht, nutze nochmal die Panoramafunktion des iPhone, und bin erstaunt wie lässig die Knie die Treppen auch wieder hinab laufen.








Über den Durba Square geht es dann an o.g. historischen Gebäuden vorbei wieder in Richtung Thamel.



















Noch einmal kann ich die Atmosphäre der Stadt voll und ganz aufnehmen. Man kann es positiv als „pulsierend“ beschreiben oder negativ als „chaotisch“. Vielleicht auch als überschäumend vor Leben oder eben als teils schmutzig, ärmlich und abstoßend. Um das wirklich zu erfassen muss man wohl einige Zeit hier verbringen. Das habe ich bestimmt nicht vor. Jedenfalls gönne ich mir nach dieser anstrengenden Tour erst mal etwas Ruhe bei einer Tasse Milchkaffee...

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